Anfassen, berühren und begreifen ist existenziell

Lockdown – Kontaktsperre – Vereinsamung haben schlimmste Nebenwirkungen

Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, ich selbst trage Maske und halte mich an Abstands- und Hygieneregeln. Trotzdem halte ich diesen zweiten Lockdown flächendeckend für falsch. Wir hatten über ein halbes Jahr Zeit Infektionsherde gezielter auszumachen, um einen solchen Lockdown „Light“ zu vermeiden.
Als Speaker und Verkaufstrainer ist der Lockdown wirklich schlecht, wie auch für die ganze Kulturbranche. Da könnte aktuell einige Entscheidungen besser und gezielter sein. Dann diese andauernde Panikmache von Politik und Medien, da bekomme ich langsam Wallungen. Die könnten doch lieber mal daran arbeiten, dass die Bevölkerung nachvollziehbare Informationen bekommt, um die Diskussion für die richtige Entscheidung einigermaßen verstehen zu können. Aber genug der Vorworte.

Ganz schlimm ist die damit verbundene Kontaktsperre für sehr viele Menschen. Die fehlenden Berührungen, Umarmungen. Auch die fehlende Mimik durch den Mund- und Nasenschutz. Die Vereinsamung in den Wohnungen oder in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern bis hin zum Sterbebett. Wie sehr leiden besonders die kleineren Kinder darunter. Dann größere Familien in kleineren Wohnungen vielleicht sogar Ballungszentren. Ich möchte gar nicht wissen, was da an häuslicher Gewalt und Missbrauch passiert. Eine der schlimmsten Strafen ist die Isolationshaft. Dafür ist der Mensch nicht gemacht. Auch die meisten anderen Lebewesen nicht. Soziale Nähe, Verbundenheit zeigen sich schlecht nur mit Worten oder per social Media, sie zeigen sich am besten durch körperliche Nähe, durch Berührungen, Umarmungen und Kuscheln. Da schüttet der Körper Oxytocin aus und stärkt das Immunsystem enorm. Angst und Verunsicherung schwächen das Immunsystem.

Und noch etwas ganz Wichtiges. Berührung ist besonders stark, wenn sie auf wirklich körperlichen Kontakt beruht. Aber sie beginnt schon mit der körperlichen Nähe. Jemanden nahe kommen fängt schon oft bei 5-2m Abstand an. Von 2-1m wird es schon sehr nahe und da akzeptieren wir schon nicht jeden. Näher als 1m ist schon intim. Die Reaktion ist schon hoch positiv wie negativ. keine Reaktion geht dann schon gar nicht mehr. Also körperliche Nähe ist schon ein wenig Berührung. Online ist das nicht zu erreichen.

Bild FesthaltenWie sehr wir uns nach einer Berührung sehnen, zeigt dieses Bild von heute. Ein kleines Mädchen wird 65 Stunden nach dem Erdbeben aus den Trümmern gerettet. Und es klammert sich an die Hände seiner Retter. Sie eben ihr Sicherheit, dadurch kann sie sich beruhigen, sie geben ihr Halt. Da braucht man nicht sehr empathisch zu sein, um das nachempfinden zu können, was diese hilfereichende Hände für das kleine Mädchen bedeuten. Übrigens – vollkommen egal welcher Nation oder Religion.  Diese haptischen Grundprinzipien gelten rund um den Globus. (Artikel lesen – hier klicken…)

Berührungen sind existenziell für uns alle. Sie helfen uns körperlich und psychisch gesund zu sein.

Dies ist natürlich jetzt kein Aufruf jeden anzufassen und damit eventuell eine Ansteckungen zu verursachen.
Dies ist ein Aufruf daran zu denken, wie wichtig Berührungen und Umarmungen sind, und diese wenn möglich, verantwortungsbewusst zu geben und sehr bewusst wahrzunehmen. Und eben nicht generell auszuschließen.

Ein klein privates Erlebnis zum Schluss:
Am Anfang des ersten Lockdowns im März wollten wir unserer Tochter etwas bringen und vor ihr Haus stellen. Genau in dem Moment als meine Frau es abstellen wollte, öffnet sich die Türe und meine Tochter mit den 2 Kindern begrüßt dann unter AHA-Regeln meine Frau und der kleine 3jährige Enkel läuft zur offenen Beifahrertüre unseres Wagens. „Hallo Opa“ und er will auf den Beifahrersitz kommen, um mit dem Opa zu knuddeln. Jetzt sage ich aber: „Warte Henry, wir dürfen uns nicht zu nahekommen.“ Der Junge war perplex und traurig, stand da und schaute mich ein wenig wehleidig an und mir hat es das Herz zerrissen ihn noch nicht mal über den Kopf zu streicheln oder die Hand zu geben. Fürchterlich! Nur für mich – ich glaube nicht. Sie?

Erkenntnis: Wenn wir jetzt klagen, dann klagen wir auf einem serh hohen Niveau. Wir können jeden Tag sehr dankbar sein, wie privilegiert wir hier in Deutschland sind. Wenn ich dieses kleine türkische Mädchen sehe, dann kann ich mich sofort erinnern, wie gut es unseren Kindern, unseren Enkeln und damit auch uns selbst geht. Ich hoffe und wünsche Sie auch. Danke.