Der Verlust des Hände geben

Sich (nicht) die Hände geben

Am 3.März diesen Jahres habe ich noch darüber geschrieben, weil ich es toll fand wie schnell sich die Menschen auf der ganzen Welt alternative Kontaktmöglichkeiten zur Begrüßung einfallen ließen. Mittlerweile gibt es als Corona-Gruß, den Gruß mit den Ellbogen ode mit den Füßen und natürlich mehrere Arten von Handgruß alle Mr. Spock.

ABER – das alles kann eine Händedruck bei Weitem nicht ersetzen, geschweige eine Umarmung.

Wie ist der Händedruck entstanden und was passiert alles beim Händedruck? Vermutlich ist der Händedruck als Zeichen des Friedens entstanden, denn wenn ich die rechte Hand reiche und „nackt“ zeige bin ich nicht bewaffnet.

Aber der Händedruck hat sich auch zu einem emotionalen Aus- und Eindruck entwickelt. In dem Moment des Händereichens tauschen wir mehr oder weniger unbewusst unzählige Informationen aus und gewinne so einen oft intuitiven Eindruck des Vertrauens oder eben auch nicht. Der Druck hat was mit Härte zu tun, gibt man sich die ganz in die Hand oder nur sehr zurückhaltend, will man die Oberhand haben oder ist man eher ergeben, ist man in Besitznehmend oder nicht, kommt man einem zu nahe oder ist man sehr auf Distanz bedacht. All das und noch mehr teilen sich die beiden Menschen in knapp einer Minute aus. Sie geben sich zu erkennen und sie erkennen Ihren Gegenüber. Die meisten unbewusst, Profis können die Zeichen bewusst erkennen.

Jetzt durch Corona bedingt fällt das alles weg. Der Ellbogen-Gruß oder der Wuhan-Shake mit den Füßen kann nicht annähernd so schnell so viele Informationen austauschen.

Und das hat gravierende Folgen.

Wenn ich kein Vertrauen gewinnen kann, bin ich vorsichtiger. Diese Vorsicht wird manchmal als Skepsis aufgenommen. Skepsis ist bei empfindlichen Menschen schon nahe an der Ablehnung und wenn ich mit abgelehnt fühle, meide ich eine innere Annäherung. Dieser Verunsicherung folgt dann langfristig die Vereinsamung. Und der Mensch leidet darunter emotional, psychisch und dann natürlich auch körperlich. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir brauchen menschliche Nähe und körperlichen Kontakt. Das ist sozusagen ein Grundnahrungsmittel des Lebens.

Der Mensch ist ein „Herdentier“. Schauen Sie sich einmal an, was ein Pferd, eine Kuh, ein Schaf und welches Tier auch immer, wenn es von seiner Herde isoliert wird.

Erwachsene Menschen können damit zeitweise ganz gut umgehen, aber eine die Möglichkeit einer depressiven Stimmung steigt im Laufe der Zeit enorm. Aber extrem hart ist es für kleine Kinder. Neugeborene sterben ohne menschlichen Kontakt in den ersten 6 Monaten Ihres Lebens garantiert, bis auf die Geschichte von ein paar Wolfskindern. Kinder vom 6 Monat bis 3. Lebensjahr sind extrem gefährdet. Kinder bis zum 7. Lebensjahr verkümmern im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind als Erwachsene kleiner als der Durchschnitt, sie sind mehr oder bewegungsbeeinträchtigt , haben psychische und soziale Störungen, sind öfter krank und leben kürzer. Das ist alles wissenschaftlich bewiesen.

Was ist nun mit unseren Kindern und Kleinkindern durch Corona? Welche Schäden entstehen hier durch social distancing? Ich befürchte mehr als wir uns das wünschen. Wie viele (Klein)Kinder sind durch das distanzierte Verhalten irritiert oder verängstigt? Wenn man diese neue Art der Kontaktart über einen Zeitraum von mehr als 6 Monate pflegt, was macht das mit unseren Kindern und natürlich auch mit uns?

Erinnern Sie sich daran, als Sie jemand die Hand geben wollten und derjenige Ihnen den Handschlag verweiget hat. Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich fühlten?

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin nicht  generell gegen Schutzmaßnahmen, aber ein Leben ohne Risiko und gab es nie und wird es nie geben. Wir müssen jedoch die Verhältnismäßigkeiten im Auge behalten und mit gesundem Menschenverstand agieren.

Übrigens – ich wette, dass fast alle Eltern und Großeltern wissen, wovon ich hier geschrieben habe. Isolation ist Strafe. Soweit darf es nicht kommen.

Hand drauf?

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