Gedruckte Informationen prägen sich besser ins Gedächtnis ein als solche, die am Bildschirm gelesen werden. Das hat eine Gruppe von Doktoranden der Universität Oregon experimentell nachgewiesen. Die Kommunikationswissenschaftler ließen 46 Journalismusstudenten 20 Minuten lang die New York Times lesen. Die eine Hälfte der Probanden schmökerte in der Papier-Version, die andere klickte sich durch die Online-Ausgabe. Im Anschluss testeten die Wissenschaftler, wie viele Informationen die Versuchsteilnehmer im Kopf behalten haben. Das Ergebnis: Die Zeitungsleser memorierten doppelt so viele Inhalte wie die Online-Leser. „Nachrichten im Internet erscheinen flüchtig“, schreibt Experimentsleiter Arthur D. Santana im Studienreport. Sie tauchen sozusagen von selbst auf, verschwinden auch wieder von alleine und signalisieren dadurch dem Leser – zumindest unterbewusst -, dass es nicht so wichtig ist, sie sich einzuprägen. Vor einigen Wochen hatte die US-Forscherin Betsy Sparrows von der Columbia University einen Versuchsbericht veröffentlicht, der in eine ähnliche Richtung weist. Diesem zufolge beeinträchtigt die Internet-Nutzung die Merkfähigkeit (siehe Meldung „Vergesslich durch Google“, mS 162, Seite 6). ama
Schön, schön, aber die Begründung geht in die falsche Richtung oder fehlt. Ist aber ganz einfach. Bei der Tageszeitung ist die Nachricht mit dem Medium fest verbunden, also untrennbar. Somit ist diese Tageszeitung faktisch auch die aktuelle Nachricht. Der Leser nimmt die Nachricht also wortwörtlich in die Hand, er be-greift, er nimmt an und nimmt wahr, dadurch behält er besser.
Beim Bildschirm ist die aktuelle Nachricht eben nicht untrennbar mit dem Medium verbunden. Und somit fehlt genau diese körperliche Verbindung, um sich durch die körperliche Aufnahme besser mit der Nachricht auseinander zu setzen, sich mit der Nachricht zu identifizieren. Der Körper, der Tastsinn nimmt das Medium in die Hand, aber nicht die Nachricht.
Der Tastsinn macht den Unterschied.
Das ist die Erkenntnis. Aber der Tastsinn ist so unbewusst, dass auch die Wissenschaft oft den Nachteil des Mediums Bildschirm untersucht, anstatt den Vorteil des Tastsinns.
Naja – wir arbeiten dran.